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16 Januar 2008

DDR-Philosophie?

Die pure Begegnung mit den Texten der DDR-Philosophie hat für mich immer etwas Vorhersehbares. Spannend finde ich daher ein Buch wie das von Stefania Maffeis -- sie ist Italienerin und daher völlig unbeteiligt ihrem Gegenstand gegenüber --: Zwischen Wissenschaft und Politik : Transformationen der DDR-Philosophie 1945-1993. (Frankfurt : Campus, 2007) Maffeis untersucht ihr Thema mit theoretischer Unterstützung von Bourdieu, und mithilfe von Gesprächen mit den Beteiligten, natürlich aus der späten Phase der DDR-Philosophie.
Der erste Teil des Buches ist allgemein gehalten und widmet nicht geringe Aufmerksamkeit auch den Institutionen; der zweite Teil untersucht als "Fallstudie" die Nietzsche-Rezeption nach 1945 bis hin zum Nietzsche-Jubiläum 1994. Mir war da nur bisher bekannt, dass die DDR sich mit Nietzsche, den die Nazis so leicht in Dienst nehmen konnten, sehr schwer getan hat. Das hatte auch damit zu tun, dass sich kaum ein anti-systematischerer Philosoph denken lässt als Nietzsche, und kaum eine systematischere Philosophie als die sozialistische. Eigentlich unvereinbar. Auf der anderen Seite lässt sich Nietzsche natürlich prima als Kritiker einer bürgerlichen Philosophie verstehen: wäre doch gelacht, hätte man in der DDR gar nix mit ihm anfangen können. Maffeis zeichnet diese inhaltlichen Umschwünge ebenso dar wie die "strukturellen" (im soziologischen Sinne) der DDR-Philosophie.

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