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13 Mai 2008

Gibt es Wunder?

Hume hat nicht alles zum Thema gesagt, meint Thomas Schindler-Wunderlich und hat es in seiner Diss Kritik der neuzeitlichen Wunderkritik (Bern : Lang, 2007) unternommen, die philosophischen Argumente gegen die Existenz von Wundern zu untersuchen. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass diese Argumente nicht überzeugen -- woraus natürlich nicht folgt, dass es Wunder gibt. Für Schindler-Wunderlich (der Name passt doch gut zum Thema) geht es natürlich um Wunder Gottes, aber die Argumentation ließe sich auch auf paranormale Ereignisse anwenden. Das erkenntnistheoretische Problem gründet immer darauf, dass Wunder Einzelfälle sind, und Naturgesetze Regelmäßigkeiten beschreiben. Wenn man nun einen Einzelfall beobachtet, der ein Naturgesetz zu verletzen scheint, liegt die Batterie der Einwände gegen die Interpretation der Beobachtung auf der Hand. Allerdings hat Schindler da einen netten Schachzug auf Lager, indem er eine Wunderdefinition vorschlägt, die an die "Willensäußerung" eines Mediums geknüpft ist. Jesus sagt "Steh still, Sturm", und dann steht der Sturm still: da könnte man immerhin das unerwartete Geschehen als Akt interpretieren. Aber wieviele Wunderberichte gibt es, die einen solchen Akt beschreiben? Und könnte nicht immer auch die Ankündigung des Wunders bloß als Ausdruck überlegenen Vorwissens interpretiert werden -- so z.B. die Sonnenfinsternis, die dem zeitreisenden Helden im Umgang mit den Eingeborenen gelegen kommt (Mark Twain, Ein Yankee ... ?).

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