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16 Oktober 2008

Pflanzen, moralphilosophisch betrachtet

Sollte man Pflanzen als Subjekte in seine moralischen Überlegungen mit einbeziehen? Viele Auseinandersetzungen z.B. mit Umweltzerstörung haben den Menschen im Mittelpunkt und beziehen sich auf ihn. Die Argumentation läuft dann so: Wir sollten die Umwelt nicht zerstören, weil wir /unsere Kinder etc. dann zukünftig in einer zerstörten Umwelt leben müssen.
Bei Tieren hat sich inzwischen, scheint mir, nicht nur dank der unermüdlichen Tätigkeit von Tierrechtsaktivisten, die Ansicht durchgesetzt, dass sie an sich und als Selbstzweck moralische Faktoren sind. Aber wie ist das mit Pflanzen? Man möchte zunächst erst mal wissen, mit Thomas Nagel: How is it like to be a plant? Wenn wir z.B. Leidensfähigkeit als Ausgangspunkt moralischer Überlegungen nehmen, dann wird es schwierig mit Pflanzen, weil einerseits zwar sich Schaden und Zerstörung bei ihnen genau aufzeigen lassen, andererseits ein Leiden aber nicht. Zu sagen, dass eine Pflanze "leidet" oder Schmerzen hat, scheint mir Anthropologisierung in hohem Maße. Kommt man aus dieser Falle heraus?

In der Schweiz hat die "Eidgenössische Ethikkommission für die Biotechnologie im Außerhumanbereich" über das Thema nachgedacht und einen Bericht verfasst, hier als pdf. Sie gehen von der Betrachtung der Pflanzen um ihrer Selbst willen aus. Das ist mit großer Ernsthaftigkeit vorgetragen und in den 20 Seiten der Broschüre mit bunten Bildern attraktiv veröffentlicht. Da finden sich Zitate wie dieses aus den "Schlussfolgerungen":

Die Kommissionsmitglieder halten einen willkürlich schädigenden Umgang mit Pflanzen einstimmig für moralisch unzulässig. Zu einem solchen Umgang zählt z.B. das Köpfen von Wildblumen am Wegrand ohne vernünftigen Grund.

Was ist ein vernünftiger Grund? Kind mit Stock schlägt Blume den "Kopf" ab, aus Spaß: vernünftiger Grund? Ist nicht überhaupt das Reden von einem Kopf eine unzulässige Anthropologisierung, weil der Begriff "Köpfen" ja vorgibt zu wissen, wie es ist, eine Pflanze zu sein?
Interessant an dem Bericht, dass er Mehrheits- und Minderheitsmeinung in der Kommission gleichermaßen festhält und weitergibt.

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